Einatmer oder Ausatmer - das ist die Frage!

Vielleicht haben Sie schon bemerkt, daß Einige etwas Schweres immer dann hochheben, wenn sie einatmen, Andere hingegen immer, wenn sie ausatmen. Anders atmen käme nicht in Frage!

Die einen betonen unbedingt den Einatem, die anderen unbedingt den Ausatem.

Vielleicht ist Ihnen auch schon aufgefallen, daß manche Menschen gerne und oft die Füße hochlegen. Andere wiederum sitzen lieber überwiegend mit angezogenen Beinen.

Bei einem aktiven Einatmer könnenn Sie ganz einfach punkten: Schenken Sie ihm ein Fußbänkchen, am besten mit einem weichen Polster drauf, Das macht ihn glücklich. Endlich versteht ihn jemand! 

Der Ohrensessel mit Fußbänkchen ist garantiert von einem aktiven Einatmer erfunden worden, denn er braucht zusätzlich eine Rückenlehne, um Verspannungen im Rücken zu vermeiden, Aufrecht sitzen ist Haltearbeit, und das ist nicht sein Ding.

Das kann der aktive Ausatmer viel besser. Der würde auch eher befremdet schauen, wenn Sie ihm ein Fußbänkchen vor die Füße legten!

Der aktive Einatmer sitzt gerne „leger“ - also am liebsten die meiste Zeit mit ausgestreckten Beinen und angelehntem Rücken - auch während er arbeitet! Das ist aber keine Faulenzerei des aktiven Einatmers, sondern es unterstützt seine aktive Einatmung in den Brustraum. Und das kommt natürlich sofort dem Gehirn und seiner Durchblutung zugute - sprich: er kann konzentriert und entspannt arbeiten. Leider wird dieses legere Sitzen der Einatmer oft als mangelndes Interesse betrachtet oder sogart als Faulenzerei. Schade! 

Der aktive Ausatmer hingegen sitzt aktiv aufgerichtet - zur Freude eines jeden Chefs, mit gut gebeugten Knien. Haltearbeit ist sein Metier. Dadurch bleibt sein Rücken dauerhaft entspannt. Wenn er dabei noch die Füße um die Stuhlbeine wickeln kann - umso besser. Der Ausatmer kann auf diese Weise lange und konzentriert arbeiten, ohne zu ermüden. Dafür gilt er manchmal als „Streber“ Auch schade!

Und nun zum Yoga: 

Bei den Yogaübungen atmet der aktive Einatmer aktiv ein, während er in eine „anstrengende“ Übung hineingeht und während der entspannenden Phase läßt er die Luft einfach von selbst wegströmen. also: aktiv einatmen und die Luft passiv auströmen lassen.

Der aktive Ausatmer macht es umgekehrt: Er atmet während der „anstrengenden“ Phase aktiv aus, und während der entspannenden Phase läßt er die Luft von selbst einströmen. Er läßt einatmen! Auf diese Weise atmet er sogar bei anstrengenden Rückbeugen! also: aktiv ausatmen und die Luft passiv einströmen lassen. Da staunt der Laie und der aktive Einatmer wundert sich! 

Auch bei den Atemübungen im Yoga (Pranayama) gibt es gravierende Unterschiede: Müßte da der aktive Ausatmer aktiv einatmen und umgekehrt der aktive Einatmer aktiv ausatmen, würde ihnen schlecht oder schwindelig davon werden! (Wie es in meinen Kursen früher oft der Fall war!) Und der Nutzen von Pranayama (Atemübungen) wäre dahin. 

Wenn ich mich bis hierher verständlich ausgedrückt habe, ahnen Sie jetzt sicherlich schon, daß am Prinzip des aktiven Ausatmens und aktiven Einatmens noch ein ganzer „Rattenschwanz“ hinten dran hängt.

Es gibt Aktivitätszonen, die sogenannten „Dehnungszonen“ und es gibt Entspannungszonen, die sogenannten „Verengungszonen“.

Beide wechseln sich immer ab, um die Harmonie im Körper zu erhalten - sprich, maximaler Nutzen bei minimalem Aufwand. Wie Sie sich jetzt schon denken können, ist beim aktiven Ausatmer alles umgekehrt angeordnet wie beim aktiven Einatmer.

Zusätzlich gibt es Beuge- und Streckgelenke, die auch bei beiden Atemtypen gegensätzlich angeordnet sind.

Wenn Sie sich das vorstellen, ist der nächste Gedankenschritt logisch: Der Ausatmer muß jede! Haltung oder Bewegung anders ausführen als der Einatmer - wenn er seine Kraft entfalten will!

Tut er das nicht, dann verliert er auf Dauer seine Kraft und Leichtigkeit.

Und was ich noch bedenklicher finde: Da er seinem Gespür und seiner Intuition nicht mehr vertraut, verliert er allmählich den Kontakt und das Vertrauen zu sich und seinem Körper - und glaubt immer mehr das, was andere sagen. Das ist schade! Wo Yoga doch bedeutet, sich selbst immer besser kennenzulernen, sich selbst zu vertrauen und authentisch zu sein.

Deshalb ist das Konzept der beiden Atemtypen die Grundlage meines Yoga-Unterrichts. 

Hier kommen sowohl die Einatmer als auch die Ausatmer vollständig auf ihre Kosten: Die Einatmer dürfen sich nach Herzenslust aktiv dehnen und in den Raum ausbreiten, die Ausatmer dürfen sich ganz entspannt strecken und einfach der Schwerkraft folgen.

So sind alle innerlich „satt“ und zufrieden und entfalten fast nebenbei Kraft, Ausdauer, eine beneidenswerte Dehnung und Beweglichkeit.. 

Und das Schönste für mich daran ist, daß alle glücklich sind und endlich wissen, daß mit ihnen schon immer alles gestimmt hat - egal, was andere je über sie gesagt haben.

Kontakt: 0176 - 20 37 47 48 kontakt@yoga-erbach.de